Wie ich als Introvertierte mit Enttäuschung, Frustration und Perfektionismus umgehe

Jeder hat mit Enttäuschung, Frustration und Perfektionismus zu kämpfen.

Jeder hat mit Enttäuschung, Frustration und Perfektionismus zu kämpfen.

Jeder hat mit Enttäuschung, Frustration und Perfektionismus zu kämpfen. Auseinandersetzen können wir uns mit ihnen auf unterschiedliche Art und Weise.

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Wer beschäftigt sich auch gerne mit diesen vermeintlich negativen Dingen. Dafür ist das Leben doch eigentlich zu kurz, oder? Was ich mittlerweile gelernt habe: Wenn man lernt mit Enttäuschung, Frustration und Perfektionsmus umzugehen, kann man nicht nur aus der Situation lernen, sondern jedes Mal etwas persönlich wachsen. Ich versuche es zumindest so im beruflichen und persönlichen Umfeld umzusetzen – klappt nicht immer.

Das Sprichwort “Aus Fehlern lernt man” ist also gar nicht so verkehrt. In diesem Beitrag möchte ich dir zeigen, wie ich versuche mit Enttäuschung, Frustration und Perfektionismus umzugehen. Letzteres ist für mich als kreativer Mensch oft die größte Herausforderung. ;-) Vielleicht entdeckst du hier einen neuen Ansatz oder eine Anregung für deinen Umgang mit diesen Dingen.

Mit Enttäuschungen umgehen

Als Introvertierter verfügt man über viele Stärken. Diese lassen sich auch einsetzen, um mit Enttäuschungen fertig zu werden. Der Begriff bezeichnet heutzutage das Gefühl, dass dir jemand oder etwas deine Hoffnung zerstört oder Kummer bereitet hat. Das Wort stammt übrigens aus dem 19. Jahrhundert und hatte am Anfang eine “positive” Bedeutung: “aus einer Täuschung herausreißen”. Allerdings entwickelte sich der Begriff mit seiner “negativen” Auslegung “einer Erwartung nicht entsprechen” weiter (Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24. Auflage. 2002. Jeweils Lemma enttäuschen).

Aber stellen wir uns vor, dass wir von jemanden oder etwas enttäuscht wurden und wir uns nun versuchen “aus der [Ent]Täuschung heraus[zu]reißen”. ;-)

Wir haben die Tendenz, Enttäuschungen zu personalisieren: Wir sind verantwortlich für jede Kleinigkeit, die schiefgeht. Unangenehmen, da sich das dann wie ein Misserfolg anfühlt. Vielleicht sollten wir weg von der Betrachtung, dass Enttäuschung etwas Destruktives ist? Betrachten wir dies als Konsequenz des Unerwarteten, bringen wir mehr Distanz zwischen uns und den “negativen” Konsequenzen. Wir können unsere Talente, wie Kreativität und tiefes Denken dazu nutzen, Enttäuschungen anders zu betrachten. Wer weiß, was wir alles entdecken könnten.

Was kannst du tun, wenn dich die Enttäuschung komplett aus dem Gleichgewicht bringt? Warte ab, bis deine Emotionen sich beruhigen und überlege dann, wie du sie weiterhin so gleichmäßig halten kannst. Das kann ein gutes Buch, gute Musik oder Zeit mit guten Freunden sein. Yoga oder Meditation funktionieren auch ganz gut – zumindest meiner Erfahrung nach.

Enttäuschungen zeigen uns auf, was wir mögen und was nicht, was wir wollen und was nicht. Nutze deine Beobachtungs- und Analysefähigkeiten, um herauszufinden, was du aus diese Situation für dich und deine zukünftige, persönliche Entwicklung mitnehmen kannst.

Wie oft wollte und habe ich schon die Bettdecke über den Kopf gezogen, weil ich mich selbst – wieder mal – enttäuscht hatte. Ein völlig normaler Reflex. Doch so lernt man nicht Rückschläge einzustecken. Um emotional belastbarer zu werden, musst du diese Belastbarkeit wie einen Muskel trainieren. Du kannst versuchen kleine Rückschläge besser einzustecken. Mit der Zeit kannst du so Resilienz aufbauen und stärken. Wenn größere Probleme oder Enttäuschungen auf dich zukommen, bist du dann besser vorbereitet und bist stark genug, damit umzugehen.

Wenn du mehr über Resilienz – Die innere Widerstandskraft erfahren willst, dann empfehle ich dir den gleichnamigen Beitrag von Michaela Kühn. ;-)

Lernen mit Frustration klar zu kommen

Wenn ich mir am liebsten die Haare raufen oder meinen Kopf auf die Tischplatte hauen möchte, dann weißt du, wie sich Frustration bei mir äußert. Frust ist ein Gefühl des Missmuts oder Verdrossenheit. Frustration entsteht, wenn wir einen Widerstand gegen das wahrnehmen, was wir eigentlich erreichen wollen. Diese nimmt zu, wenn unser Wunsch, Ziel oder Willen gänzlich blockiert wird.

In meinem Fall entsteht die Frustration beispielsweise durch mein Gegenüber: Meine Kommunikationsabsicht läuft in eine Richtung, aber die Person versteht das glatte Gegenteil. Hier lässt sich der Frust recht schnell identifizieren: Ich ärgere mich über meine Kommunikationsfähigkeiten und denke darüber nach, was der Mensch mir gegenüber falsch verstanden haben könnte. Bei der Bewältigung von Frustration solltest du zunächst versuchen – wie in dem genannten Beispiel – die Quelle deines Frustes zu erkennen. Erst dann kannst du dir überlegen, wie du in Zukunft damit umgehen kannst.

Schritt für Schritt könnte die Frustbewältigung beispielsweise so aussehen:

  • Finde heraus, was denn Frust ausgelöst hat. Das kann ein Element in deiner Umgebung sein, das plötzlich eine Emotion in dir verursacht. Das kann eine zu lange Wartezeit oder persönliche Erwartungen an Mitmenschen sein, die sie nicht erfüllen.

  • Versuche den Auslöser zu vermeiden. Auslöser sind Gedankenmuster. Du kannst diese zulassen oder auch nicht. Umso öfter du sie erkennst, desto besser lernst du mit ihnen umzugehen oder sie zu meiden.

  • Arbeite an deiner Atemtechnik. Eine bewusste und konzentrierte Atmung verändert die Chemie deines Gehirns und hilft dir dabei, unbedachte Handlungen zu meiden.

  • Lerne mit deinen Erwartungen an anderen Personen (besser) umzugehen. Wir können unsere Reaktion auf andere Menschen kontrollieren – ebenso unsere Erwartungen. Aber ihr Verhalten lässt sich nicht beeinflussen. Versuche Situationen zu schaffen, in denen dich Menschen weniger enttäuschen können.

  • Hinterfrage aber auch dich selbst. Denn es ist schnell passiert, dass unschöne Wörter oder Reaktionen aus dir herausbrechen. Ist die Situation wirklich so, wie du sie wahrnimmst? Spielt das, was dich ärgert, auch noch nächste Woche noch eine Rolle?

  • Arbeite daran, wie du Frustration betrachtest. Frust muss nicht gleich als “Versagen” abgestempelt werden. Sehe diesen lieber als Rückschlag. Von Rückschlägen kannst du dich leichter erholen und auch von diesen lernen.

Den eigenen Perfektionismus überwinden

Für Perfektionismus gibt es keine einheitliche Definition – anscheinend geben sich Forscher nicht mit den Lösungen und Begriffsdefinitionen ihrer Kollegen zufrieden. ;-) Generell kannst du darunter aber ein Konstrukt verstehen, das versucht, übertriebenes Streben nach Perfektion und Fehlervermeidung zu erklären.

Wenn ich kreativ arbeite, will ich immer mein Bestes geben. Dabei stelle ich immer die größten Ansprüche an mich selbst – alles muss eben perfekt sein. Ich werde frustriert, wenn der kreative Prozess nicht so verläuft, wie ich es mir vorgestellt habe. Am Ende bin ich dann – manchmal – enttäuscht von dem Ergebnis. Wie also mit Perfektionismus umgehen?

Der Prozess zur Bewältigung ist ein langer, denn Perfektion hält sich hartnäckig:

  • Akzeptiere deine eigenen Unzulänglichkeiten. Niemand ist perfekt. Jeder hat seine Stärken und Schwächen. Versuche deine Zeit nicht damit zu verschwenden, dir einen Kopf über Dinge zu machen, die du nicht (noch) kannst.

  • Konzentriere dich auf das für dich Wichtige. Was ist wirklich wichtig? Manchmal verleitet uns Perfektionismus dazu, Dinge unnötigerweise hinauszuzögern.

  • Hast du ein Ziel vor Augen? Dieses hilft dir, in die richtige Richtung zu gehen und du hast ein Erfolgserlebnis, sobald du es erreicht hast.

  • Konzentriere dich auf die Ergebnisse. Es spielt weniger eine Rolle, was andere Menschen von deinen erzielten Ergebnissen halt. Viel wichtiger ist es, dass du mit ihnen zufrieden bist. Wenn nicht, dann passe deine Ziele an und versuch es erneut.

  • Lerne aus konstruktiver Kritik. Denn Kritiker wollen dir helfen, besser zu werden. Also schalte deinen inneren Perfektionisten ab und höre denjenigen zu, dir die Ratschläge geben können.

  • Einfach machen. Selbst, wenn dich der erste Versuche nicht weiterbringt, lernst du, was du benötigst, um das Problem schlussendlich zu lösen. In den meisten Fällen sind die Hindernisse, die du dir im Kopf erdacht hast, in Wirklichkeit weitaus kleiner sind.

  • Arbeite mit Deadlines. Feste Routinen und Zeiträume können dir dabei helfen, dass Wesentliche zu tun. Dieses Minimum reicht eigentlich immer aus, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Große Projekte teilst du einfach in viele kleine Teile auf. Dann setzt du dir Meilensteine und arbeitest diese Schritt für Schritt ab.

  • Schaffe dir eine Umgebung, in der du Fehler machen kannst. In diesem Raum musst du dir keine Gedanken oder Sorgen machen. Hier testest und experimentierst du nach Lust und Laune. Aus den gemachten Fehlern kannst du lernen und es drohen dir keine Konsequenzen.

  • Schau über deinen Tellerrand. Wenn du neue Dinge ausprobierst, lernst du auch neue Perspektiven und Sichtweisen kennen. Diese können dir beim Lösen von Problemen helfen.

  • Für Kreativität gibt es keine “richtige” Antwort. Du kannst mit deiner kreativen Arbeit nicht jeden Menschen zufriedenstellen. Und das musst du auch gar nicht. Lass dir genügend Raum, um deinen Stil zu entwickeln und dich auf deine Art und Weise auszudrücken.

  • Lerne aus deinen Fehlern. Denn dann kannst du beim nächsten Mal einen neuen Versuch starten und sogar besser abschneiden. Oft sehen Menschen den Fehler auch gar nicht, weil für sie nur das Ergebnis wichtig ist.

Enttäuschung, Frustration und Perfektionismus – halb so wild

Wenn du dich das nächste Mal dabei ertappst enttäuscht, frustriert oder perfektionistisch handeln zu wollen, halte für einen Moment inne, denke über die Situation nach, analysiere sie vielleicht auch und überlege dann, wie du das Ganze lösen kannst.

Das erfordert etwas Übung – ich weiß, denn ich bin selbst noch eine "Enttäuschungs-Frustrations-Perfektions-Überwinder-Anfängerin”. Aber mit der Zeit wird es besser und die Negativität, die dich durch die drei Aspekte zuvor hinuntergezogen haben, wird weniger.

Wie gehst du mit Enttäuschung, Frustration und Perfektionismus um?

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