Hochstapler-Syndrom und Introversion – so gehe ich damit um

Wenn Selbstzweifel in dir hochkommen, lässt das Hochstapler-Syndrom nicht lange auf sich warten.

Wenn Selbstzweifel in dir hochkommen, lässt das Hochstapler-Syndrom nicht lange auf sich warten.

Wenn Selbstzweifel in dir hochkommen, lässt das Hochstapler-Syndrom nicht lange auf sich warten. Doch dagegen kannst du etwas tun.

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Glück und Zufall sind deiner Meinung nach oft am Werk, wenn du Projekte erfolgreich abschließt oder du gute Leistungen vollbringst? Wenn dir in den Augen anderer etwas mühelos gelingt, dann bist du der festen Überzeugung, dass diese Menschen deine Fähigkeiten überschätzen? Kurzum, du hast das Gefühl, dass du dir den einen oder anderen Erfolg erschlichen hast? Lob und Komplimente hast du sowieso nie verdient?

Du bejahst all diese Punkte? Dann ist es gut möglich, dass du dich selbst für einen Hochstapler hältst. Genau das bist du aber nicht. Deine Selbstzweifel reden dir nur ein, dass du ein Scharlatan bist.

Was du gegen das sogenannte Hochstapler-Syndrom tun kannst, erkläre ich dir in diesem Beitrag. Warum? Zwar sind Extrovertierte von diesem Syndrom auch betroffen, doch werde ich das Gefühl nicht los, dass sich vor allem Introvertierte oft mit damit herumschlagen müssen.

Was ist das Hochstapler-Syndrom?

“Hochstapler” sind Menschen, die von sich zu sehr überzeugt sind. Manchmal haben sie auch eine große Klappe, können Behauptungen aber nur selten in die Tat umsetzen.

Hinter dem Hochstapler-Syndrom steckt allerdings das Gegenteil. Oft haben solche Personen viel Talent. Dieses wird aber nur selten anerkannt – in manchen Fällen sogar schlecht geredet. Von Selbstzweifeln geplagt zu werden, steht bei diesen Personen scheinbar an der Tagesordnung.

Die Angst ist groß, dass ihre scheinbare Unfähigkeit von Menschen aus dem Umfeld aufgedeckt wird. Erfolge entstehen nicht aufgrund der eigenen Talente, sondern durch Fremdeinwirkungen oder Zufall - so wirkt es zumindest auf die vom Hochstapler-Syndrom Betroffenen.

Das Hochstapler-Syndrom tritt vor allem im beruflichen Kontext auf. Kein Wunder, ist doch die westliche Arbeitswelt seit Ewigkeiten mit dem Leistungsgedanken verbunden – ich sehe es eher als Leistungsdruck. Im Privatleben taucht das Syndrom hier und da auch auf. Hier wird an Beziehungen gezweifelt oder es schleicht sich der Gedanke ein, dass man seinen Partner nicht verdient hat …

Körperliche und seelische Folgen des Hochstapler-Syndroms

Selbstzweifel plagen jeden Menschen einmal. Doch wenn sich die Zweifel zum Impostor-Syndrom wandeln, kann dich das langfristig sehr viel Kraft kosten. Das ständige Sorgenmachen und die vielen negativen Gedanken erzeugen dauerhaften Stress. Schlafstörungen sind nicht selten.

Als introvertierter Mensch pflegt man einen gewissen Abstand zu Menschenmassen. Das Syndrom verstärkt dieses Verhalten und kann Introvertierte sogar in (totale) soziale Isolation treiben.

Daneben treten möglicherweise auch psychosomatische Beschwerden auf: Kopfschmerzen und Magenschmerzen zählen dazu.

Faktoren, die das Impostor-Syndrom begünstigen

Die gute Nachricht: Bisher konnte wissenschaftlich nicht bewiesen werden, dass introvertierte Menschen für das Phänomen anfälliger sind als Extrovertierte.

Selbstzweifel sind in den Genen verankert, werden aber zum Großteil durch die Erziehung beeinflusst und das Umfeld bestimmt. Ob sich diese Zweifel weiterentwickeln, hängt von vielen Faktoren ab. Die Kombination aus geringem Selbstvertrauen und Perfektionismus ist besonders fatal.

Wer früher von seinen Eltern übermäßig gelobt wurde, hat im späteren Leben oft mit Selbstzweifeln zu kämpfen. Solche Menschen sind oft darum bemüht, den Schein “alles ist perfekt” aufrechtzuerhalten.

So gehe ich mit Hochstapler-Syndrom um

Es gibt viele Dinge, die dabei helfen können, die negativen Auswirkungen des Syndroms zu mildern. Doch der Gedanke, dass weitaus mehr Menschen damit zu kämpfen haben, hilft mir persönlich am meisten. Wir reden nur zu selten darüber, weil jeder von uns zu sehr mit seinem eigenen Kampf beschäftigt ist. Den inneren Aufruhr bei Kollegen, Freunden und Familienmitgliedern merken wir so noch weniger. Die eigene Unruhe macht uns blind für die Situation anderer.

Eine weitere Möglichkeit, um das Hochstapler-Syndrom abzuschütteln, ist für mich, darüber zu reden. Gesellschaftlich gesehen vielleicht Unding. Wer gibt schon gerne seine Schwächen und Ängste zu? Doch lass den gesellschaftlichen Druck außer Acht. Sobald du dich mit anderen Menschen darüber austauschst, wirst du feststellen, dass auch deine Mitmenschen mit ihrem eigenen vermeintlichen Hochstapler am ringen sind.

Sprich mit deiner besten Freundin, deinem Partner oder so wie ich letztes Jahr offen in einem Working Out Loud Circle darüber. Du bist nicht allein mit dieser Herausforderung. :-)

Tipps: So gehst du besser mit dem Hochstapler-Syndrom um

Zum Abschluss möchte ich dir ein paar Tipps nennen, mit denen du deinen “Hochstapler” in den Griff bekommen kannst.

  • Verabschiede dich von deinem Perfektionismus:
    Für so manchen introvertierten Menschen leichter gesagt als getan. Aber musst du denn bei allem, was du tust, perfekt sein? Sei dir im Klaren, dass niemand jemals Perfektion erreichen kann. Wenn du aufhörst, nach dem Unmöglichen zu streben, kommen weniger Zweifel auf.

  • Du hast dir deinen jetzigen Stand selbst erarbeiten:
    Du hast dich bewusst für deinen Weg entschieden, entsprechende Gelegenheiten genutzt und dafür die notwendige Arbeit erledigt. Niemand sonst steckt in deinen Schuhen. Niemand sonst ist verantwortlich für deine Erfolge.

  • Wer weiß schon, wie die Welt funktioniert:
    Auf diese Frage hat noch niemand eine allgemeingültige Antwort gefunden. Ich glaube, jeder muss seinen eigenen Weg finden. Wir alle müssen dabei einen ähnlichen Prozess immer wieder durchlaufen: Es versuchen, daran scheitern, wieder aufstehen und es erneut probieren. Auch Menschen, die du kennst, haben mit diversen Herausforderungen – vielleicht sogar mit dem Hochstapler-Syndrom – zu kämpfen. Niemand wird dich enttarnen, da jeder mit sich selbst beschäftigt ist und du eben kein Hochstapler bist. Es gibt keinen Grund zu verzweifeln oder sich zu vergleichen. ;-) Wichtig ist, dass du wieder aufstehst.

Der Gedanke, dass du mit dem Hochstapler-Syndrom nicht allein bist, ist ernüchternd. Gleichzeitig beruhigt dieses Wissen auch: Es geht nicht nur dir so, andere kennen das auch. Wer weiß: Vielleicht hilft dir der Austausch mit Gleichgesinnten, deinen eigenen Hochstapler zu bezwingen.

Bildquelle:

  • Titelbild ©️ Deschacht via depositphotos.com

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